Vorschreiben.

  1. „Ich lasse mir doch von euch Veganern nicht vorschreiben, was ich zu essen habe!“

„Wir können den Bürgern nicht vorschreiben, was sie essen sollen (indem wir zum Beispiel die Subventionierung von Fleisch durch den ermäßigten Mehrwertsteuersatz abschaffen)!“

Wer *schreibt* hier eigentlich wem *vor*, was er*sie essen soll? Schon mal versucht, auch nur einen einzigen Tag mit veganer Ernährung zu bestreiten, ohne das Überlebenspaket von zu Hause mitzunehmen?

Morgens beim Bäcker. Wenn ich nicht aufpasse, ist das Brötchen mit Ei (ja, das ganz normale weiße Brötchen). Also durchfragen und notfalls zusammen mit der hilfsbereiten Person hinter dem Tresen den Ordner wälzen, bis etwas ohne Milchprodukte und Ei gefunden ist. Selbstverständlich ist das dann ein trockenes Brötchen ohne Belag, denn das Sortiment an belegten Backwaren bietet die erschöpfende Auswahl zwischen Salami, Schinken und Käse. Wenn es ganz *gesund* sein soll, sogar mal Frischkäse. Pflanzenmilch zum Kaffee? Fehlanzeige.

Mittags in der Kantine. Seit neuestem gibt es neben zwei Fleischgerichten auch ein vegetarisches Gericht. Wir sind ja modern und so. Pech, dass das Veggie-Gericht an drei von fünf Tagen mit Käse überbacken ist oder sonstwie in Käsesauce schwimmt. Auch Eiernudeln oder Butterreis sind gern mal Bestandteile des Veggie-Gerichts. Bleibt die Salatbar. Okay, den Salat mit Feta und den mit den Speckwürfeln kann ich ja weglassen.

Dann halt etwas Süßes zum Nachmittagskaffee. Ich kann nicht glauben, wie unverzichtbar Molkenpulver als Bestandteil von Keksen oder ähnlichen Süßwaren offensichtlich ist. Seltsam nur, dass ich diese Zutat noch in keinem Kuchen- oder Keksrezept entdeckt habe. Doch lieber Schokolade? Dunkle Schokolade kommt ohne Kuhmilch aus, aber oftmals leider nicht ohne Butterreinfett.

Feierabend. Gemütliches Abendessen mit Freunden. Wenn ich nicht im Vorfeld schon auf die Auswahl einer Location achte, die etwas mit dem Begriff „vegan“ anfangen kann, kann es schon mal vorkommen, dass ich mit dem Servicepersonal Rezepte diskutiere oder als letzter Ausweg der Salatteller hervorgezaubert wird (der dann sehr wahrscheinlich doch wieder mit Joghurtdressing kommt). Auch kulinarische Highlights wie totgekochtes, ungewürztes Gemüse mit ein paar Salzkartoffeln erfreuen doch jedes vegane Herz.

Gut, dass wir – abgesehen von den Menschen, die überdurchschnittlich informiert und entschlossen sind – der Bevölkerung tagtäglich vorschreiben, was sie zu essen hat.

Esst gefälligst Tierprodukte!

Eine Antwort auf „Vorschreiben.

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  1. Wäre mir viel zu anstrengend. Da bleib ich lieber bei meinen Bio-Produkten. Die Tiere lächeln wenigstens beim Milchgeben, Eierlegen, sterben… (ich weiß, etwas scheinheilig und naiv, aber was solls, jedem das seine!)

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